Subheader Juergen Preuß

Bessere Anbindung ans Ruhrgebiet

10. August 2017, 16:32 Uhr

Fast höre ich ihn lachen. Dr. Heinz-Georg Schmitz, ehemaliger Fraktionsvorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion, hatte immer den Traum, den Kreis Wesel aus der Verbindung zum Ruhrgebiet herauszulösen. Austritt aus dem RVR hieß damals die Devise. Das hat allen Beteiligten viel Arbeit gemacht und einiges politisches Porzellan zerschlagen. Gebracht hat es vor allem aber nichts.

Jetzt jedoch hat man als Niederrheiner fast den Eindruck, dass Dr. Schmitz sein Ziel erreicht hat. Wer in der Ferienzeit versucht, den Rhein vom Kreis Wesel aus zu überqueren, steht im Stau. Teilweise stundenlang wartet man vor den wenigen verbliebenen Rheinquerungsmöglichkeiten. Besonders dann, wenn parallel zur gesperrten A40 weitere Brücken – zumindest zeitweise - geschlossen sind. Und die Baustelle auf der A42 sorgt für weitere Staus! Erst jetzt wird in seinem ganzen Ausmaß deutlich, wie sehr der Kreis Wesel und damit ein wichtiger Teil des linken Niederrheins auf die Verbindungen in das Ruhrgebiet hinein und aus dem Ruhrgebiet heraus angewiesen ist. Zahllose Menschen pendeln aus beruflichen Gründen zwischen den Rheinseiten hin und her. Mit der A40 beherbergt der Kreis Wesel auch eine der wichtigsten Verbindungsachsen aus den Niederlanden nach Deutschland hinein. Wenn wir vom Strukturwandel am Niederrhein reden, spielt Logistik immer eine herausgehobene Rolle. Doch warum soll die Logistikbranche in eine Region investieren, die man nach Osten hin nur mit großer Zeitverzögerung verlassen kann? Oder der Tourismus. Auch dort suchen wir neue Perspektiven im Rahmen des Strukturwandels. Wie sollen uns aber Menschen überhaupt erreichen, wenn sie für die Anreise stundenlange Staus in Kauf nehmen müssen. Und darüber hinaus: Warum sollen sich Menschen im Kreis Wesel eine neue Heimat suchen, wenn sie sich damit für Staus, Stress und allerlei Ärger im Berufsverkehr entscheiden?

Meine Heimat ist der Niederrhein

Dank dem neoliberalen Irrglauben, ein finanziell auf Dauerdiät gesetzter „schlanker“ Staat sei erstrebenswert, liegt unsere öffentliche Infrastruktur an vielen Stellen am Boden. Angefangen von kommunalen Straßen und Gebäuden, über Landesimmobilien bis eben hin zu Bundesfernstraßen. Diejenigen, die dieses Gedankengut wie ein Glaubensbekenntnis vor sich her tragen, CDU und FDP, übernehmen aber auch jetzt keine Verantwortung sondern reden uns ein, das Problem läge am angeblich nicht leistungsfähigen öffentlichen Dienst. Die Konsequenz soll aus deren Sicht darin bestehen, dass noch mehr staatliche Aufgaben privatisiert werden, die Menschen im öffentlichen Dienst seien eben nicht leistungsfähig und -bereit.

Fakt ist: Wir werden mit den Folgen dieser verfehlten Finanzpolitik noch jahrelang, zum Teil jahrzehntelang leben müssen. Für uns Pendler heißt das: Zähne zusammenbeißen. Ein kompletter Neubau der A40-Rheinbrücke soll bis mindestens 2026 dauern, also gut ein Jahrzehnt! Bis dahin wird wohl auch die A42 Rheinbrücke an ihre Kapazität gelangt sein und ebenfalls erneuerungsbedürftig sein. Schließlich fängt sie einen Großteil des Ausweichverkehrs der A40 auf. Aus meiner Sicht gibt es deshalb einige Dinge, die jetzt schnell angegangen werden müssen, damit wir hier am Niederrhein nicht dauerhaft von der bevölkerungsreichsten Region in Deutschland abgeschnitten werden: 1. Alle Ideen setzen voraus, dass wir unser Gemeinwesen mit genügend Geld ausstatten, um neben den Standardplanungen auch unkonventionelle Ideen zu entwickeln, zu prüfen und vielleicht auch umzusetzen! 2. Wir müssen den öffentlichen Personennahverkehr stärken! Sowohl schienenungebunden als auch schienengebunden. Eine möglichst schnelle Einrichtung einer Bahnverbindung von Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn nach Moers und Duisburg ist ein absolutes Muss, um die Autobahnen in unserer Region zu entlasten. 3. Der Nahverkehrsplan des Kreises Wesel muss dringend daraufhin überprüft werden, wie bessere Anbindungen zwischen der linken und rechten Rheinseite geschaffen werden können. 4. Die Fahrradschnellstraße durch das Ruhrgebiet bis zu uns an den Niederrhein muss mit allem Nachdruck und großer Geschwindigkeit umgesetzt werden. 5. Wir müssen dringend die intelligente Verbindung von verschiedenen Verkehrsmitteln vorantreiben, wie zum Beispiel den Transport von Fahrrädern in Bussen und Bahnen auch während der Stoßzeiten im Berufsverkehr. 5. Wir müssen auch über andere schnell umsetzbare Lösungen nachdenken, um den Verkehrsinfarkt in unserer Heimat zu verhindern. Wie wäre es zum Beispiel mit einer zweiten Rheinfähre in Orsoy, so dass die Wartezeiten dort um die Hälfte reduziert werden. Warum denkt man nicht über innerstädtische Behelfsbrücken nach, die parallel zu bestehenden Rheinquerungen in Duisburg zumindest den Individualverkehr entlasten könnten? Jede zusätzliche Möglichkeit, den Rhein zu überqueren, hilft den Menschen hier vor Ort, Kosten und Nerven zu sparen, vor allem aber Lebenszeit dort zu investieren wo es Sinn macht: Auf der Arbeit und in der Familie!

Und auch wenn anderes behauptet wird: Dr. Schmitz läuft auf keinen Fall mit einer Eisensäge von Brücke zu Brücke um Seilhalterungen anzusägen und so den Kreis Wesel vom Ruhrgebiet abzukopplen.

Ich bin gerne für Sie da